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LUKAS FRIEDLICH



BEI DEM KÜNSTLER LUKAS FRIEDLICH FINDET MALEREI ÜBERALL STATT. FÜR SEINE ZEICHNUNGEN UND MALEREIEN BEZIEHT ER DIVERSE MATERIALIEN AUS SEINER NÄHEREN UMGEBUNG DIREKT IN DEN WERKPROZESS MIT EIN, INSTALLIERT DIE FINALEN WERKE IM URBANEN RAUM UND FILMT ODER FOTOGRAFIERT SIE DORT. DES WEITEREN VERSTEHT DER KÜNSTLER AUCH DEN MENSCHLICHEN KÖRPER ALS MALGRUND UND MEDIUM. SEINE FREIHAND-TÄTOWIERUNGEN SIND SOZUSAGEN ZEICHNUNGEN-TO-GO, DIE NICHT AN WÄNDEN HÄNGEN, SONDERN ZU EINEM REALEN UND KÖRPERLICHEN BESTANDTEIL DERJENIGEN PERSONEN WERDEN, DIE SICH FÜR EINE ZEICHNUNG VON LUKAS FRIEDLICH ENTSCHEIDEN.

Betrachtest du deine Arbeit als performativen Akt? Und wenn ja, was bedeutet performativ für dich? Inwieweit sind dein Körper und deine Umgebung in den Werkprozess involviert?


Grundsätzlich würde ich da zwischen meinen Zeichnungen und Malereien unterscheiden. Und auch nicht jedes meiner Gemälde entsteht nach demselben Prinzip. Aber ich sehe die Frage nach der Performativität als Bestandteil meiner gesamter Arbeit: Wo fängt Performance an, wo hört Performance auf?


Wie kam es dazu, dass du Teile deiner Arbeit filmisch oder fotografisch dokumentiert hast?


Für meine großformatigen Malereien habe ich mich zuerst nur auf die Technik fokussiert. Ich habe dann damit begonnen meinen Werkprozess zu dokumentieren, um selbst zu sehen, was ich da eigentlich mache und wie das aussieht. Auf diese Weise wollte ich herausfinden woher das kommt, was ich da tue und wie ich es tue. Ich wollte mich auf die Suche nach der Herkunft der Einflüsse machen, die meine Arbeit prägen. Damit wollte ich prüfen ob und wo vielleicht Graffiti sichtbar wird, welche Strukturen sich zeigen und inwiefern Räumlichkeit eine Rolle spielt. Und diese Suche beginnt immer wieder von vorn.


Wenn ich mir deine Zeichnungen, Malereien und Tätowierungen anschaue, dann finde ich besonders spannend, dass man ständig mit Gegensätzen konfrontiert wird. Deine Zeichnungen sind so detailliert und feingliedrig, wohingegen deine Malereien sehr grobe, abstrakte Farbflächen zeigen, die alle ineinander fließen.


Genau in diesen Gegensätzen offenbart sich für mich ein Konflikt, der mich im Prinzip ständig, auch in meinem Alltag begleitet. Oft, wenn ich einzelne Zeichnungen neben meinen Malereien präsentiere, habe ich selbst das Gefühl, dass diese Arbeiten von zwei unterschiedlichen Künstlern stammen, obwohl ich natürlich weiß, dass sie alle von mir sind. Diese Suche danach, wie Dinge in Bezug zueinanderstehen reizt mich. Ich versuche auch nicht zwanghaft die von mir als gegensätzlich empfundenen Elemente meiner Arbeiten in ein Gleichgewicht zu bringen, sondern verstehe die Resultate eher als eine Art Feldstudie, die mir evtl. Aufschluss darüber geben kann, in welchem Verhältnis meine Beobachtungen zu ihrer Wiedergabe stehen.

"AM ANFANG STEHT FÜR MICH NIE DIE FRAGE DANACH MIT WELCHEN MITTELN ICH ARBEITE, SONDERN IMMER NUR DAS BEWUSSTSEIN DARÜBER, DASS ICH ETWAS NEUES PRODUZIEREN MUSS."

Kannst du sagen, wann du dich dazu entscheidest eine Zeichnung oder eine Malerei anzufertigen? Sind deine Beweggründe auch so deutlich voneinander zu unterscheiden wie die Techniken an sich? Oder welchen Ansatz verfolgst du diesbezüglich?


Für mich sind die Malereien und die Zeichnungen voneinander getrennte Arbeiten, die auch getrennt voneinander entstehen. Bei beiden arbeite ich nicht konzeptionell. In erster Linie fülle ich leere Stellen, also entweder weißes Papier oder eine blanke Leinwand. Ich entscheide ganz spontan, ob ich nun den Stift oder die Farbdose in die Hand nehme und bewege mich dann Bewegung für Bewegung bzw. Strich für Strich weiter fort. Am Anfang steht für mich nie die Frage danach mit welchen Mitteln ich arbeite, sondern immer nur das Bewusstsein darüber, dass ich etwas Neues produzieren muss. ? Vielmehr entsteht alles im Prozess der Arbeit, wie hart oder weich, dunkel oder hell die unterschiedlichen Elemente, Farben und Strukturen in jedem einzelnen Bild zusammen spielen.


Müssen deine unterschiedlichen Techniken auch bestimmte Vorraussetzungen erfüllen?


Besonders entscheidend ist immer meine mentale Verfassung. Aber bei beiden Techniken ist mir wichtig, dass ich spüre, dass der technische Vorgang flüssig läuft, dass alles aus einer Bewegung heraus entsteht.
Ist deine mentale Verfassung als Ausgangssituation beim zeichnen anders als beim malerischen Werkprozess? Kannst du da einen Unterschied feststellen?


Das lässt sich für mich nur schwer ausmachen. Auffällig ist aber, dass die Zeichnungen in der Regel bei mir zu Hause oder im Studio, also in Innenräumen entstehen. Die Malerei hingegen findet größten Teils draußen statt, was natürlich auch daran liegt, dass ich Strukturen von Wänden oder Böden mit Farbe auf Leinwand fixiere. Man könnte also sagen, dass die Malerei ihre Umgebung deutlicher nach außen trägt, als die Zeichnungen.


Das erinnert mich an eine Ausstellung, die wir 2017 zusammen realisiert haben. Der Titel lautete damals „Innen Außen“. Schon da war deutlich zu spüren, dass es dir innerhalb deines Werkes immer wieder um Gegensätze geht, die durch ihr Vorhandensein an sich, eine Einheit bilden. Für diese Ausstellung haben wir uns allerdings auf deine Malereien fokussiert. Jetzt erkenne ich, dass sich diese Verbindung innerer wie äußerer Prozesse durch dein gesamtes Schaffen zieht. Das kommt jetzt durch die räumliche Information, also wo deine Arbeiten produziert werden, noch mal deutlicher zur Geltung.


Ja, die Zeichnung ist tatsächlich für mich etwas sehr intimes, während ich die Malerei wirklich nach Außen trage. Dafür spricht auch der großflächige Einsatz von Sprühdosen zum Beispiel. Dazu ist ausreichend Sauerstoff ganz wichtig. Das alles hat etwas davon Gefühle rauszulassen, die Farbe aus der Dose heraus sprühen. Es geht um Energien.

"ICH ZEICHNE FREIHÄNDIG FORMEN AUF EINEN KÖRPER, DIE DANN DURCH DIE GESCHICHTE DER EINZELNEN PERSONEN, DIE DIE TÄTOWIERUNGEN TRAGEN, SOZUSAGEN EINE NEUE FORM BEKOMMEN."

Insofern kommen wir auch wieder zurück zum Thema der Körperlichkeit in deinen Werken. Beobachtungen, Reflexionen, künstlerische Vorgänge als körperliche Handlungen, Intuition ... Das sind alles komplexe Vorgänge, die auf die eigene Körperlichkeit bzw. einem Gefühl des In-der-Welt-Sein zurückführen. In deiner Malerei transformierst du dann die sichtbaren Gegebenheiten, wie z.B. Betonstrukturen oder Elemente von Pflanzen in Farbe, die dann neue Sichtbarkeiten kreiert.


Genau, deshalb wasche ich die Stoffe auch. Dadurch legt sich die Farbe nicht wie Patina auf den Stoff, sondern zieht in den Stoff ein. Sie wird somit zum direkten Bestandteil der Leinwand, zum Medium. Ich stelle mir damit auch ständig die Frage danach woher Bilder überhaupt kommen und wie sie eigentlich mit uns kommunizieren. Deshalb sind die Tätowierungen mittlerweile auch zu einem wichtigen Bestandteil meiner Arbeit geworden. Sie vergegenwärtigen diesen Prozess der Zugehörigkeit von Innen und Außen, sowie die Notwendigkeit von Bewegung noch mal ganz deutlich. Ich zeichne freihändig Formen auf einen Körper, die dann durch die Geschichte der einzelnen Personen, die die Tätowierungen tragen, sozusagen eine neue Form bekommen. Für die Träger*innen bedeuten die Motive vielleicht etwas ganz anderes als für mich und sie werden Teil einer Geschichte, die dann nichts mehr mit mir zu tun hat. Hier läuft der Prozess ganz deutlich von Innen nach Außen und wieder zurück nach Innen.